* For the German version, please see below.
The notions of space and time are keystones of orientation in our everyday life – I am here, you were there, I was present. They enable us to tell stories, to create ourselves out of what we have experienced and to project an image of us into the future. But do they really live up to our existence in the world? Can we really grasp what is there and is the past really preserved in our memories? With photography and film, we believe we have found devices of validation. Technological means seem to give us the possibility to get a hold on the moment, to make it repeatable and to therefore protect our most personal feelings from time.
That’s where Sooj Heo’s work comes in. In her audio-visual installations consisting of found footage, photographs and tape recordings of unknown origins, she combines fragments of everyday moments into ever new narratives.
The images are blurry or distorted, scratches and signs of wear cover the scenes, witnessing of former materiality, which dissolved into the digital. The figures in the images elude the spectator, are hidden, only captured transiently, while talking and singing voices on tape hold them together in their progression. From the interplay of intimate fragments, new interrelations beyond linear time arise.
Voices and images seem to be well known, almost banal, yet completely alien and at the same time, personal and anonymous. They could be one’s own memories, but still, they refuse us every access.
The spectators are roped into intimate moments, see and hear recordings that were never meant for them, which are now presented to them as anonymous leftovers. Due to this hidden insight into personal instances, the observation without being seen oneself, without the possibility of being active, the spectators slip into the role of a voyeur, a voyeur of possible pasts
Sooj Heo (*1990) was born in Daegu, Korea and raised in Pennsylvania, USA. She graduated from Parsons School of Design with a BFA in photography in 2014 and received an MFA from Korea National University of Arts, in 2019. Her work explores the links between coincidences, memory, and nostalgia using photography and installation.
Johannes Jordan Translation by Anna Ratcliffe
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Raum und Zeit bilden Grundpfeiler der Orientierung unseres täglichen Lebens – Ich bin hier, du warst dort, ich war dabei. Sie ermöglichen es uns, Geschichten zu erzählen, uns selbst aus dem von uns Erlebten herzuleiten und ein Bild von uns in die Zukunft zu entwerfen. Doch werden sie unserem Sein in der Welt gerecht? Erfassen wir das Gegenwärtige wie es ist und ist das Vergangene tatsächlich in unserer Erinnerung aufgehoben? In Fotografie und Film glauben wir in unserer Zeit oft Hilfsmittel der Vergewisserung gefunden zu haben. Technische Verfahren bieten uns scheinbar die Möglichkeit, das Momenthafte festzuhalten, den Augenblick wiederholbar zu machen und unsere persönlichsten Empfindungen so vor der Zeit zu schützen.
Die Arbeit von Sooj Heo setzt bei diesen Verfahren an. In ihren audio-visuellen Installationen aus Found Footage Fotografien und Tonbandaufnahmen unbekannten Ursprungs kombiniert sie Fragmente alltäglicher Momente zu immer neuen Narrativen.
Die Bilder sind verschwommen oder verzerrt, Kratzer und Gebrauchsspuren überziehen die Szenen, zeugen von der früheren Materialität, die sich jetzt ins Digitale aufgelöst hat. Auch die Figuren in den Bildern entziehen sich den Betrachtenden, sind verborgen, nur flüchtig erfasst. Sprechende und singende Stimmen auf Tonband halten sie dabei in ihrer Abfolge zusammen. Aus dem Zusammenspiel intimer Fragmente entstehen Zusammenhänge jenseits einer linearen Zeit.
Die Bilder und Stimmen scheinen dabei zugleich bekannt, beinahe banal und doch völlig fremd, zugleich persönlich und anonym. Es könnten eigene Erinnerungen sein und doch verwehren sie uns jeden Zugang.
Die Betrachtenden werden so in intime Momente hineingezogen, sehen und hören Aufnahmen, die nicht für sie bestimmt waren, die ihnen nun als anonyme Überbleibsel dargeboten werden. Durch den verborgene Einblick in persönliche Augenblicke, das Beobachten ohne selbst gesehen zu werden, ohne aktiv sein zu können, schlüpfen die Betrachtenden so in die Rolle von Voyeuren; Voyeuren möglicher Vergangenheiten.
Sooj Heo (*1990) geboren in Daegu, Südkorea, aufgewachsen in Pennsylvania, USA. Studium mit einem Bachelor in Fotografie an der Parsons School of Design in 2014 und einem Master of Arts an der Korea National University of Arts in 2019. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit der Verbindung von Zufällen, Erinnerung und Nostalgie auseinander.
In Intensiver Recherchearbeit zusammengetragenes Material findet schließlich in Form fotografischer Serien und Installationen komplexe neue Formen.
Johannes Jordan
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